Die Metamorphose der Märklin Drehscheiben
Der Modellbahner möchte dies natürlich gern nachstellen und somit war der Bedarf für Drehscheiben schon vor dem Krieg bei den großen Spuren 0 und I gegeben. Die Hersteller boten dieses für ein Bahnbetriebswerk nötige Zubehör an. Mit dem Erscheinen der 00 Bahn- später H0- wurde auch relativ schnell bei Märklin eine entsprechende Drehscheibe angeboten. Auch Fleischmann bot schon sehr früh nach Erscheinen der H0 Bahn eine Drehscheibe an. Nicht so bei Trix, die ja bekanntlich auch in 00 vor dem Krieg an den Start gingen. Leider wurde die Entwicklung der 00/H0 Bahn durch weltpolitische Einflüsse für ein gutes Jahrzehnt ausgebremst. Aber dann ging es um so intensiver weiter.
Märklin baute ab 1952 die Drehscheibe 410NG (7027) mit 10 Anschlüssen für Abstelle und Zufahrtsgleise. Parallel gab es für zwei Jahre die 410 BG mit nur vier Abgängen und weiteren Sparmaßnahmen wie fehlenden Bühnengeländern. Die Vorkriegsdrehscheibe 410H/M von 1939 wurde von dieser 410NG (7027) abgelöst. H für Handbetrieb und M für Motor. Diese erste Drehscheibe hatte noch das rote Betriebslicht auf dem Dach, welches mit Einführung der Variante 7186 im Jahre 1958 entfiel. In Farbvarianten hielt sich diese 7186 bis ins Jahr 1993 um dann in den Ruhestand geschickt zu werden. Als Ersatz bot man die schon länger beim Mitbewerber Fleischmann vorhandene und modellgetreuere Drehscheibe in etwas modifizierter Ausführung an. Man steuerte ein eigenes Bedienpult in der Hausfarbe blau bei. Diese zugekaufte Drehscheibe bot die Möglichkeit von bis zu 48 Gleisanschlüssen. Sie paßte hervorragend zum damals sehr beliebten K Gleis. Alle Anschlüsse waren nur zu befahren, wenn die Bühne am Gleis stand, beim Vorgänger 7186 wurden nur die 6 Lokschuppengleise abgeschaltet. Gab es zur alten Scheibe noch einen Lokschuppen aus Blech so wurde nunmehr ein Kunststoffgebäude vom dänischen Hersteller Heljan zugekauft. Bei Fleischmann fand sich ein weiteres Lokschuppenmodell mit einem anderen Bauwinkel. Mit Übergangsgleisen ging es nun von dieser 7286/7686 zum M oder C Gleis, welches 1996 erschien. Für die Digitalisierung gab es den Decoder 7687. Damit war erstmals eine Gleisvorwahl über ein Keyboard oder PC Programm realisierbar.
Technisch ist die neue DS auf einem ganz anderen Stand als die Vorgänger. Sie kommt mit Sound und einem unter der Drehscheibe angebrachtem Motor. Es besteht die Möglichkeit bis zu 30 Gleise anzuschließen. Die Bühne fährt grundsätzlich digital gesteuert die Gleise an, sie wird abgebremst aus normaler Drehgeschwindigkeit, wenn der Gleisabgang fast erreicht ist. Das Maschinenhaus ist beleuchtet. Auch aussen gibt es eine Laterne. Beide könne ein- und ausgeschaltet werden. Für die Steuerung benötigt man eine MS2, CS2 oder 3 oder auch die alte 6021 mit einem Keyboard. Auch ein Stellpult 72760 mit eingeschränktem Funktionsumfang für Analogbetrieb ist im Programm.
Wie macht sich der Einbau der neuen DS? Nun, hier ist viel zu tun. Die Bühne selbst wird unterseitig einmal mit Digitalstrom versorgt und zum anderen mit Fahrstrom. Dafür gibt es gekennzeichnete Anschlüsse. Das Bühnengleis ist nun auch rückmeldefähig. Eine gute Sache. Weniger gut ist, dass sämtliche Abgänge einzeln mit Kabeln zu versehen sind, damit diese mit Strom versorgt werden. Ausgeliefert wird die DS mit sechs Abgängen. Etwas filigran und durchaus empfindlich sind die sog. Sensoren an Blind- und Gleisstutzen. Gleiches gilt für Geländer und Treppe. Die Scheibe muß äusserst sorgfältig eingebaut werden. Für den Einbau und die ersten Schritte der Inbetriebnahme hat Märklin sog. Erklärvideos bereitgestellt. Die beigelegte Anleitung könnte ausführlicher sein. Laut Herstellerangabe ist der Antrieb wartungsfrei.
Ich wünsche viel Freude mit der Neukonstruktion. Sie fügt sich so harmonisch ins C Gleis ein wie einst die 7186, auch bekannt als Tellermine, ins M Gleis oder die 7286/7686 ins K Gleis.
Ich hoffe, dass Text und Bilder hilfreich waren und wünsche viel Erfolg.
Ihr Martin Meese